


Die Straßen erzählen Geschichten. Manche davon sind laut, voller Bewegung, fast wie kleine Theaterstücke in Echtzeit. Andere sind leise, unscheinbar – aber trotzdem voller Bedeutung. Ich liebe es, genau diese stillen Momente zu entdecken. Die kleinen Dinge, die beiläufig passieren, aber genau deshalb so echt wirken. Ein Blick durch eine Scheibe. Ein Schatten auf einem Pflasterstein. Eine Geste, die niemandem auffällt – außer mir.
Für mich ist Straßenfotografie keine Technik. Keine definierte Disziplin. Sie ist eher ein Zustand. Ich bin wach, aufmerksam, durchlässig für das, was um mich herum passiert. Die Kamera ist dabei nur mein Werkzeug – das Sehen beginnt viel früher. Und oft endet es nicht beim Auslösen, sondern erst später, wenn ich das Bild in der Hand habe und merke, was da eigentlich alles drinsteckt.

Was ich aber immer wieder erlebe – gerade in Deutschland – ist, dass Straßenfotografie nicht nur aus Momenten besteht, sondern auch aus Hürden. Die rechtliche Lage ist kompliziert. Die gesellschaftliche Stimmung manchmal zurückhaltend. In anderen Ländern ist es oft einfacher, Menschen offen zu fotografieren – hier ist der Grat zwischen Kunst und Eingriff in die Privatsphäre schmal. Ich versuche, diesen Grat nicht zu überschreiten. Ich stelle niemanden bloß. Ich fotografiere nicht aus Sensationslust. Aber ich lasse mich auch nicht davon abhalten, das zu zeigen, was das Leben mir vor die Linse legt.
Dabei ist mir eines besonders wichtig – und ja, das ist meine ganz persönliche Meinung:
Ich glaube nicht an „die eine wahre“ Straßenfotografie.
Natürlich gibt es große Namen, internationale Vorbilder, beeindruckende Werke. Aber wer definiert eigentlich, was gültig ist und was nicht? Für mich lebt Straßenfotografie genau von dieser Offenheit. Von ihrer Unschärfe, im besten Sinne. Was für den einen belanglos erscheint, ist für den anderen tief bewegend. Was ich festhalte, muss nicht jedem gefallen – und das soll es auch gar nicht.
Über Geschmack und Kunst lässt sich nicht streiten. Und genau darin liegt für mich ihre Freiheit.
Ich arbeite meist mit kleiner Ausrüstung, unauffällig, schnell. Ich fotografiere intuitiv, oft aus der Bewegung heraus. Es geht mir nicht um Perfektion, sondern um Präsenz. Darum, einen flüchtigen Moment einzufangen, der im nächsten Augenblick schon vergangen ist. Ein gutes Street-Foto ist für mich wie ein Gedanke, den man nicht erwartet hat – aber der bleibt.
Natürlich: Deutschland ist nicht immer der einfachste Ort für Straßenfotografie. Aber es ist ein ehrlicher Ort. Man muss sich hier den Blick erarbeiten. Und das macht ihn umso wertvoller.
Mit UrbanLensView versuche ich genau das: Die Schönheit im Alltäglichen sichtbar machen. Die Sprache der Straße festhalten – ohne sie zu übertönen. Wenn du magst, schau dich um. Und wenn du Fragen hast oder selbst mit der Kamera unterwegs bist: Schreib mir. Vielleicht laufen wir uns mal über den Weg. Kamera in der Hand. Augen offen. Bereit für den nächsten Moment.